Tauche mit uns ein in die Welt der Kräuter, Heil- und Gemüsepflanzen!
Unsere Pflanzenwelt steckt voller Geheimnisse - hast Du Lust, einige von Ihnen kennenzulernen und anzuwenden?
Dieses Lexikon befindet sich im dauerhaften Wachstum und wird garantiert niemals vollständig sein. Wir hoffen, sie ist dennoch hilfreich und macht Freude!
Bitte beachten: Die folgenden Informationen sind sorgfältig recherchiert. Sie fußen meist auf traditionellen Heilmethoden, die mal wissenschaftlich bestätigt sind, mal auf Erfahrungen beruhen. Sie ersetzen in keinem Fall einen medizinischen Rat. Wechselwirkungen mit Medikamenten sind in einigen Fällen möglich. Eine Anwendung bzw. Einnahme erfolgt ausschließlich auf eigene Verantwortung und sollte mit einer Fachkraft individuell abgestimmt werden.
Die Bilder sind entweder unsere eigenen Aufnahmen oder von canva.com bereitgestellt.
"Ich, Borretsch, bringe immer Freude"
(Plinius der Ältere, römischer Gelehrter und Naturkundler)
Der Anblick des wunderschön blau-blühenden Borretsch erfreut das Herz! Das wussten schon Plinius und Hildegard von Bingen und legten die hübschen Blüten (eine Handvoll pro Liter) in Wein ein, warteten vier Wochen und vertrieben damit Gemütsverstimmungen, die wir heute wohl Depressionen nennen würden. Mit einem klassischen Teeaufguss soll es übrigens genauso gut funktionieren, der hilft gegurgelt ganz nebenbei noch gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Und während in Frankfurt traditionell keine Grüne Soße ohne die geschmacklich an Gurken erinnernden Blätter gekocht wird, wundern wir uns nicht, dass eine Studie, die den Borretsch vor ein paar Jahren als gesundheitsschädlich einstufte, von sämtlichen Seiten stark angezweifelt wurde.
Auch wenn wir niemandem vor diesem Hintergrund empfehlen, sich ausschließlich von Borretsch zu ernähren, so können wir ihn besten Gewissens als gelegentliche Salatbeigabe (die Blätter geschnitten, die essbaren Blüten zur Dekoration), als Spinatersatz oder z.B. als Füllung von selbstgemachter Pasta empfehlen. Und wenn Ihr plant, die letzten abendlichen Sonnenstrahlen mit einem hübschen Getränk in der Hand einzufangen, so werden die Blüten im Eiswürfel garantiert ein Hingucker sein. Viel Freude mit dem blauen Glück!
Die Eberraute ist ein aromatisches Küchen- und Heilkraut aus der Familie der Artemisia, das heute fast nur noch unter dem Begriff "Cola-Kraut" bekannt ist. Es duftet und schmeckt tatsächlich nach dem süßen Erfrischungsgetränk, hat aber auch Noten von Zitrone und Beifuß.
Es lässt sich zu einem köstlichen Sirup verarbeiten. Als Tee kommen seine heilenden, Immunsystem stärkenden und magen- und verdauungsfreundlichen Eigenschaften jedoch wesentlich besser zum Einsatz.
Hopfen kennen die meisten nur als Bier-Bestandteil, dabei kann die duftende Kletterpflanze so viel mehr.
Allem voran beruhigt Hopfen die Nerven und fördert den Schlaf. Wegen seiner Eigenschaft, Spannungen jeglicher Art aufzulösen, ist bei einer erhöhten Einnahme ein eingeschränktes Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder bei der Führung von Maschinen nicht auszuschließen. In der Frauenheilkunde wird Hopfen erfolgreich bei Progesteron- und Östrogenmangel eingesetzt.
Um von seinen positiven Eigenschaften Gebrauch zu machen, können getrocknete Hopfenzapfen und -blüten sowohl als Tee (ein Standardaufguss darf 10 Minuten ziehen) oder auch als Beigabe zu Badesalzen verwendet werden. Als Fußbad tut Hopfen nach einem anstrengenden Tag besonders gut.
"Herzgespan ist fürtrefflich gut zu dem Klopffen des Herzens. Item zu dem Krampf und Lemung der Glider."
(Leonhart Fuchs, "Kreutterbuch" aus dem Jahr 1543)
Das Echte Herzgespannkraut stärkt unser zentrales Organ wie kaum eine andere Pflanze. Bereits im 1. Jahrhundert gegen Magenleiden eingesetzt, wurde sein stärkstes Talent erst im Mittelalter entdeckt und in der Neuzeit, in der Herzkreislauferkrankungen in der Gesellschaft ein bedrohliches Hoch erreicht haben, in seiner beeindruckenden Wirksamkeit bestätigt.
"Gespann" ist übrigens ein altes Wort für "Krampf" und führt uns ganz nah an die Zauberkraft des Herzgespannkrautes heran. Atem holen, die Liste ist lang: Leonurus cardiaca senkt den Blutdruck, reguliert die Herzfrequenz und wirkt so Herzrasen entgegen, stärkt die Herzgefäße, beruhigt das vegetative Nervensystem, lindert Depressionen, Ängste, Unruhen und Panikattacken, hilft bei Schilddrüsenüberfunktion, hebt die Stimmung und lässt Schlafstörungen der Vergangenheit angehören. Als ob das noch nicht genug wäre unterstützt das Herzgespannkraut bei ADHS und fördert die sportliche Leistungsfähigkeit. Ausatmen.
Verantwortlich für diese immensen Heilwirkungen ist bei dem heimischen, bis zu zwei Meter großen Lippenblütler ein kraftvoller Mix aus Flavenoiden, Iridoiden, Gerbstoffen und Alkaloiden. Letztere sind den herzwirksamen Glykosiden ähnlich, was ihre beruhigende Wirkung auf das Herz erklärt.
Wer noch mehr über das Herzgespann lernen möchte, der findet hier ein ebenso wertvolles wie amüsantes Video, aus dem ich eine Sache unbedingt weitergeben möchte: Wir müssen nicht warten, bis wir krank werden, um Heilkräuter zu konsumieren. Lasst sie zu Bleibgesundkräutern werden.
Ein wundervoller Blick auf die Welt der Heilkräuter.
Und so können wir das Herzgespannkraut in unserer persönlichen Kräuterküche verwenden: Die frischen oder getrockneten Blätter mit heißem Wasser übergießen, ca. zehn Minuten ziehen lassen und ein bis drei Tassen Tee täglich genießen. Wie bei allen so potenten Heilkräutern wird nach sechs Wochen eine Woche Pause empfohlen um eventuellen Gewöhnungseffekten entgegenzuwirken.
Wäre es nicht wundervoll, wenn wir die Sommersonne einfangen und für graue, kalten Zeiten aufbewahren könnten? Nun, es geht! Johannisöl ist pure Sonnenkraft, komprimiert und jederzeit bereit um die Wärme und intensive Heilkraft des Johanniskrauts für Euch zur Verfügung zu stellen - denn das Kraut mit den strahlend gelben Blüten zählt nicht umsonst seit vielen Jahrhunderten zu den berühmtesten Heilpflanzen überhaupt...
Der Volksmund empfiehlt, Johanniskraut zu ernten, wenn die Tage hell und lang sind und der Sonnengott in seiner vollen Pracht erstrahlt, die sodann von den nicht zufällig solar anmutenden Blüten aufgefangen wird. Die so gesammelte Kraft bringt in Form von Tee, Öl oder Salben Wärme und Licht ins Leben, wenn diese benötigt werden: Beispielsweise bei leichten bis mittleren depressiven Verstimmungen oder nervösen Zuständen, Ängsten oder Erschöpfung; Johanniskraut bringt hier die Nervenbotenstoffe wieder ins sonnige Gleichgewicht. Auch beschleunigt Johanniskraut die Wundheilung. So kann das Öl tropfenweise in schmerzendes Zahnfleisch einmassiert werden und sorgt dort unmittelbar für Linderung. Auch bei Magen-Darm-Verstimmungen, nach Operationen oder bei Menstruationsbeschwerden vertreibt Hypericum perforatum selbst die dicksten Gewitterwolken am Himmel. Wer die zarten Blütenblätter gegen das Licht hält erkennt übrigens den Grund für die lateinische Bezeichnung. Der Teufel selbst soll es gewesen sein, der die Johanniskrautblüten vor lauter Wut über dessen sonnige Eigenschaften durchlöchert hat...
Die Sommersonnenwende ist übrigens der Tag, der in direktem Zusammenhang mit dem Johannistag am 24. Juni steht - dem perfekten Erntetag für kraftvollstes Johanniskraut.
Wechselwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen bei der Einnahme von Johanniskraut:
Johanniskraut ist selbst so licht, dass zusätzliche Sonne von außen zu viel ist: Es setzt die Lichtempfindlichkeit der Haut herab, weshalb direktes Sonnenlicht nach dem Einreiben oder anderweitiger Einnahme zu meiden ist.
Hochkonzentrierte Johanniskrautextrakte können Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten haben, weshalb hier ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Auch kann Johanniskraut die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln herabsetzen.
sie sind geschmacklich der Hit - unsere Möhrenzwerge. Nur sind sie eben... vergleichsweise klein. Das liegt vor allem am lehmigen Boden, auf dem unser Ackergarten gedeiht. Möhren anzubauen ist darüberhinaus eine kleine Wissenschaft für sich. Zum Beispiel mögen es unsere Rübenfreunde sandig-flauschig um sich "auszudehnen". Im schweren Lehm haben sie zu kämpfen und werden dadurch nicht besonders groß - obwohl sie, wie in unserem Fall, dort monatelang aufs Liebevollste umsorgt werden. So entwickeln sich kleine Aroma-Raketen, die sich wunderbar für die Lunchbox und zum Snacken eignen, für eine spätsommerliche Suppe braucht es dann einfach die Unterstützung von Kartoffel, Kohlrübe & Co. Wir hoffen, Ihr habt trotz der Größe viel Freude an den kleinen gelben Rüben. Apropos gelb...
Wusstet Ihr, dass die Ur-Möhren lila, weiß und gelb waren? Und dass der Grund, warum wir fast nur noch orangefarbene Möhren in den Supermärkten finden, seine Wurzeln in Holland haben soll? Oder dass man aus Möhrchengrün leckere Pesto zaubern kann? Über Möhren-Anekdoten könnte man tatsächlich ein Buch schreiben. Die aromatische Wurzel ist von unseren Tellern kaum wegzudenken, sie ist jedoch ursprünglich kein europäisches, sondern ein asiatisches Gemüse.
Möhren sind nicht nur lecker, sondern auch extrem gesund für Augen, Haut und Herz und sollen vor Diabetes, Arteriosklerose und Krebs schützen. Ob das bereits die Steinzeitmenschen wussten, ist fraglich, dennoch wurde die Karotte bereits seit damals genossen und verehrt. Na, an der Tradition halten wir doch gerne fest!
Superfoods sind in aller Munde. Von Goji-Beeren über Chia-Samen bis hin zu fröhlich-bunten exotischen Pülverchen füllen sie die Regale der Supermärkte. Doch müssen wir gar nicht so weit reisen um unseren Körper mit natürlicher Power zu versorgen. Wir hätten da was für Euch...
Salut Sellerie! Die knubbelige Knolle (lat. Apium graveolens) muss sich keinesfalls hinter den berühmten Superfoods aus Übersee verstecken. Vollgepackt mit Vitaminen und Nährstoffen punktet sie außerdem mit ihrem zarten C02-Fußabdruck. Wir allem dann, wenn wir sie mit dem Fahrrad von der SoLaWi abholen. Doch widmen wir uns ihren inneren Werten:
Sellerie ist der Hit, wenn wir die Phase zwischen Winterschlaf und Frühjahrsmüdigkeit fit und fröhlich überstehen wollen!
Dank seiner ätherischen Öle, den Flavenoiden, Vitaminen C, E, der B-Gruppe, Kalium, Calcium und Phosphor ist er nicht nur lecker, sondern wirkt harntreibend, fördert die Verdauung, entschlackt, löst Schleim und hebt die Stimmung.
Die wertvollen Inhaltsstoffe bleiben besonders beim Genuss der rohen Frucht erhalten, weshalb wir die Verwendung als Saft oder im Smoothie besonders empfehlen. Die Blätter eignen sich übrigens wunderbar als Suppengewürz.
Mit über 90 Gattungen und 900 Arten ist es schon fast schwierig, von "dem" Kürbis zu sprechen. Botanisch gesehen ist der Kürbis die größte Beere der Welt. Ja, richtig gelesen. Vermutlich wurde er bereits 5000 vor Christus als Grundnahrungsmittel verspeist und zählt damit zu den ältesten Kultur- und Nahrungspflanzen. Sein Ursprung liegt wahrscheinlich in Peru und Mexiko, von dort aus könnte er sich in der ganzen Welt verbreitet haben, da seine Ursprungsform jedoch unbekannt ist, bleibt uns nur die Spekulation. Hierzulande wurde bereits lange vor der Zeit Karls des Großen der Flaschenkürbis - die Kalebasse - aus Afrika eingeführt und hauptsächlich als Speise- und Heilpflanze verwendet. Diese Sorte wurde nach der "Entdeckung" Amerikas und des dortigen Gartenkürbis durch Christoph Kolumbus weitestgehend abgelöst.
Seine wohlschmeckenden und sättigenden Eigenschaften machten den Kürbis durch sämtliche Zeiten und Kulturen sehr attraktiv, doch auch seine Bedeutung als Heilpflanze ist nicht zu unterschätzen. Die Frucht wirkt sanft kühlend und feuchtigkeitsspend, die Samen entwässernd und harntreibend. Die Mutation des "Steirischen Ölkürbis" hat keine verholzten Randschichten im Kern, weshalb die Kerne angenehm zu verzehren sind und sich für die Zubereitung des Kürbiskernöls eignen - eine Erfindung der Natur aus dem 20. Jahrhundert.
Bereits die amerikanischen Ureinwohner betrachteten die Kürbisrebe als Zeichen der Fruchtbarkeit und die zahlreichen Samen als Sinnbild für einen Neuanfang. Aus der spirituellen Sicht europäischer Traditionen repräsentiert der Kürbis den Segen, der darauf wartet, gegeben zu werden. Jeder Kürbis hat ungefähr 500 Samen und diese herauszuschneiden kann die eigenen Fülle repräsentieren - wer den eigenen Reichtum, auf welcher Ebene auch immer, vermehren möchte, mache sich also ans Kürbischnitzen.
Kleine Kürbis-Sortenkunde:
Hokkaido - Er gehört heute zu den beliebtesten Sorten - nicht nur, weil seine Schale essbar ist. Mit seinem nusseigen Aroma, das an Esskastanien erinnert, und seinem wenig faserigen, festen Fruchtfleisch ist der Hokkaido für viele Gerichte geeignet. Ursprünglich stammt er von der japanischen Insel Hokkaido, er wächst aber auch problemlos in heimischen Gärten.
Butternut - Cremiges Fruchtfleisch, das an Avocado erinnert, zeichnet diesen blassgelben länglichen Kürbis aus. Sein Geschmack ist leicht süßlich, er kann roh oder gegart - allerdings ohne Schale - verspeist werden. Wenn er zu lange gekocht wird, zerfällt das Fruchtfleisch schnell zu Mus. Beliebt ist der Butternutkürbis neben seinem feinen nusseigen Aroma weil er wenig Kerne hat.
Die Kohlrübe heißt auch Steck- oder Runkelrübe, Butterrübe oder Erdkohlrabi und war früher dank ihrer sehr guten Lagerfähigkeit der perfekte "Plan B" für so ziemlich alle und alles. Warum nicht wieder? Denn das heimliche heimische Superfood punktet mit vielen Vitaminen, Nährstoffen - und Vielseitigkeit. Wie wäre es denn mal als Reibekuchen mit Schmand und frischen Kräutern? Oder als Rübchensuppe, Püree oder gemeinsam mit Möhrchen zum Salat geraspelt?
Lavendula angustifolia
Du feine Augenweide
Wie zart und schön erblühst Du da
In violettem Kleide
Ich komme so gar nicht umhin
Du riechst ach wie betörend
Den tiefsten Atemzug zu tun
Dir ganz und gar gehörend
Doch nicht nur duftend wunderbar
Auch Öl von Dir gewonnen
Heilt Magen, Schmerz, Brand, Pilze gar
Mein Stress sofort zerronnen
Dein fein’ Aroma eignet sich
Ganz herrlich für die Küche
Als ruhiger Tee oder Sorbet
Unwiderstehlich' Süchte
Liebst Höh'n und Gärten inniglich
Wer sucht der find' Dich dort
Mediterrane Poesie
An manchem stein'gen Ort
Und während ich so halb im Traum
Von Dir beruhigt mich wiege
Hellt Deine Seele meine auf
Und glücklich fort ich fliege
@ Christina Dietz
Liebstöckel kennen die meisten von uns unter seinem Beinamen Maggikraut. doch wollen wir das Aromawunder unbedingt aus dem Schatten der Würzsauce lösen, denn der Liebstöckel kann definitiv für sich alleine stehen!
Sein Geschmack erinnert an Sellerie, sein Duft an Maggi, und so ist Liebstöckel gern verwendete Zutat in Suppen und Eintöpfen. Dass wir beim Genuss dann auch noch etwas für unsere Gesundheit tun, ist den meisten von uns unbekannt, daher: Ohren spitzen und Augen auf!
Liebstöckel, lat. Levisticum officinale, gehört zur Familie der Doldenblütler und stammt ursprünglich aus dem Mittleren Osten, hat sich jedoch seit vielen hundert Jahren als beliebtes Küchenkraut auch hierzulande fest etabliert.
Bei der Betrachtung der Heilwirkung sind seine Superkräfte höchstwahrscheinlich auf die ätherischen Öle, Bitterstoffe und sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen, sowie auf Vitamin C und Vitamin E, Karotinoide, Mangan, Kalzium, Kalium, Eisen, Zink, Fluor und Jod, die allesamt im Liebstöckel zu finden sind. Dieses Spektrum wirkt sich besondern positiv bei Harnwegserkrankungen aus, sodass eher verwunderlich ist, dass in diesem Fall die Einnahme von Liebstöckelblättern (am besten als Tee aus frischen oder getrockneten Blättern) nicht bekannter ist.
jeder kennt sie, aber kennen wir sie wirklich in all ihren heilsamen Facetten? Die Rede ist von der Eiskönigin der Kräuter, der Minze. Ihr kühles Aroma begegnet uns in Kaugummis und Zahnpasta, in Cocktails, in Atemsprays und Raumdüften, dabei kann die Minze viel mehr als nur erfrischen.
Doch fangen wir von vorne an: Minze ist nicht gleich Minze. Es gibt die Pfefferminze, die Wasserminze, die Rossminze, die Grüne Minze (auch Krauseminze genannt), die Japanische Minze, die Argentinische Minze und viele mehr. (Pssst, letztere hat sich heimlich dazugeschummelt, heißt nur so und gehört eigentlich zur Familie der Zitronenverbene!) Nicht alle Minzsorten besitzen das legendäre Aaaaaah-Aroma, das hauptsächlich auf deren Mentholgehalt zurückzuführen ist. Die Grüne Minze z.B. schmeckt kümmelartig. In der Volksheilkunde wurden viele Minzsorten bei Magen-Darm-Problemen eingesetzt, einige werden heute zur Aromatisierung von Zahnpasta und Kaugummis herangezogen, zur "ernsthaften" Verwendung in der Schulmedizin haben es jedoch nur die Pfefferminze und die Japanische Minze geschafft.
Aus der Japanischen Minze wird Minzöl gewonnen, das teilweise auch Japanisches oder Chinesisches Heilöl genannt wird. Es ist vergleichsweise günstig in der Herstellung, besitzt einen hohen Mentholgehalt, und auch wenn der streng-bittere Geschmack die Japanische Minze nicht unbedingt zum Teekraut macht, so helfen einige Tropfen des Öls in Wasser verdünnt getrunken bei Verdauungbeschwerden, gegurgelt bei Erkältungen und eingerieben gegen Muskelschmerzen.
Definitiv eine Teepflanze und vielleicht der Star unter den Minzen ist die Pfefferminze. Vor einer langen Tradition als Heilpflanze bei Magen-Darm-Störungen wird die Pfefferminze in Form ihres ätherischen Öls, dem Pfefferminzöl (nicht zu verwechseln mit dem oben beschriebenen Minzöl), sehr wirksam in der Reizdarm-Therapie eingesetzt. Und wer schwört nicht auf Pfefferminze, wenn es darum geht, in der Erkältungszeit mal wieder richtig durchzuatmen? Auf die Haut aufgetragen setzt Pfefferminzöl das Schmerzempfinden herab und lindert so Beschwerden wie Muskel-, Nerven- oder Kopfschmerzen. Dank seiner entzündungshemmenden, kühlenden, Bakterien, Viren und Pilze hemmenden, beruhigenden, desinfizierenden Heilwirkungen ist die Pfefferminze ein echter Allrounder in der Hausapotheke, der auch noch richtig lecker schmeckt! Einzig Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, sowie Menschen mit Gallenstein- oder Nierenleiden sollten Abstand von Mentha piperita nehmen. Allen anderen legen wir einen frischen Minztee, gerade zur aktuellen wechselhaften Übergangszeit in die kalte Saison, wärmstens ans Herz.
Ihre Blüten öffnen sich erst in der Abenddämmerung und strahlen leuchtend gelb wie kleine Sonnen: die Nachtkerze, Oenothera biennis. Als wenn das alleine nicht schon genug wäre, verführt sie als Insektenfreundin Nachtfalter sowie den besonders von ihr betörten Schmetterling namens Nachtkerzenschwärmer. Sie kann und sollte jedoch auch von uns Ohneflüglern genossen werden - und zwar alles, von der Blüte über die Blätter bis hin zur Wurzel (letztere erfreut den Gaumen allerdings nur vor der Blütezeit, danach wird sie holzig). Apropos Blüte - ihr Duft, der sich ca. 20 Minuten nach dem Öffnen verbreitet, wirkt eher auf das Flügelvolk anziehend und gilt unter Menschen als Geschmacksache. Einig dürften sich alle Wesen über die Faszination sein, die von dem schnellen Erblühen der Blüten ausgeht - dieses erfolgt so rasch, dass es mit dem bloßen Auge zu beobachten ist.
Wir widmen uns heute vor allem den Blättern, denn diese ergeben einen schmackhaften Spinatersatz, freundlicherweise völlig ohne polarisierende Gerüche. Auch Salate erhalten dank der Blätter der Nachtkerze einen besonderen Twist. Probiert es doch einfach mal aus!
Ursprünglich Nordamerikanerin, kam die Nachtkerze übrigens erst im 17. Jahrhundert nach Europa. Neben ihrem klangvollen Namen wird sie hier auch Rapontika, Rapunzelsellerie oder - auf Grund ihrer Vorliebe für Schienen, Böschungen und Straßenränder - Eisenbahnkraut genannt.
Den meisten mag die Nachtkerze schon einmal im Zusammenhang mit Kosmetikprodukten begegnet sein. Das aus den Samen gewonnene Nachtkerzenöl hat heilende, entzündungshemmende Eigenschaften und kommt daher bei Hautbeschwerden wie Trockenheit bis hin zu Neurodermitis zum Einsatz. Ein Tee aus getrockneten Nachtkerzenblättern kann Abhilfe bei Magen-Darm-Irritationen verschaffen und Frauenleiden wie Menstruations- oder Wechseljahresbeschwerden lindern.
Welch vielfältige Schönheit die Nachtkerze doch ist...
Blattstiel, Stielmus, Rübstiel, Stängelmus oder Stängelgemüse - dahinter verbergen sich schlicht und ergreifend die jungen Blätter verschiedener Speiserübensorten. Diese werden frühlingsfrisch geerntet, bevor sich die Rübe ausbildet und enthalten eine Fülle von Vitaminen und Nährstoffen wie Vitamin C, Folsäure, Eisen und Kalzium.
Fast ausschließlich im Rheinland wird der zu den Kohlgewächsen zählende Rübstiel seit vielen Jahrhunderten als traditionelles Frühjahrsgemüse geschätzt und verzehrt. Es war meist das erste Gemüse, das nach dem langen Winter geerntet wurde - ideal, denn es versorgt den Körper mit allem, was er nach der nährstoffärmeren kalten Zeit braucht um die Speicher wieder aufzufüllen!
Der junge Stängelmus ist nichts fürs Supermarktregal, denn er ist nicht sehr lange haltbar. In feuchtes Küchentuch gewickelt und im Kühlschrank verstaut, sollte er dort nur wenige Tage verbringen. Da er sich jedoch sehr schmackhaft als Salat (solo oder in Kombination mit anderen Salatsorten) macht, ist er meist sowieso schnell weg!
Wer es gerne warm mag, der kann Rübstielgemüse auch als Spinat- oder Mangold-Alternative zubereiten oder kleingeschnitten unter Kartoffelpüree mengen. Für pures Blattstiel-Vergnügen am besten die Blätter von den Stielen trennen, letztere klein schneiden und etwas länger erhitzen, damit am Ende weder die Blätter zu weich noch die Stile zu fest sind.
Senföle geben dem Stielmus sein kresseartiges Aroma, das sich zudem auch wunderbar in Suppen, Quiches und Eintöpfen macht. Ein echtes Allround-Talent! Wir sind für ein fulminantes Comeback des Rübstiels und hoffen, wir konnten Euch ein wenig zu Fans machen.
Die Weinraute, Ruta graveolens oder Gartenraute ist ein mediterranes Gewürz- und Heilkraut, das für seine krampflösenden, entzündungshemmenden und blutdrucksenkendenden Eigenschaften bekannt ist. Sie eignet sich besonders zum Verfeinern von Eintöpfen, Suppen, Salaten, Soßen, Marmeladen und Gelees. Doch gibt es noch mehr Spannendes über sie zu berichten...
Ihr einzigartiges Aroma macht den Grappa zu dem, was er ist und ist eine der wenigen verbliebenen neuzeitlichen Einsatzgebiete einer altertümlichen Supermedizin. Weshalb ist das so, mag mensch fragen, wenn bereits Hippocrates seitenweise Loblieder auf die Weinraute sang? Wer stahl einer einst so mächtigen Heilpflanze die Krone?
Wer die Weinraute verstehen möchte, muss sie aus zwei Blickwinkeln betrachten:
Zum einen ist da das Küchenkraut mit dem spannenden, gaumenkitzelnden Aroma, das gerne als krautig-bitter mit einem Hauch Kokos beschrieben wird. Es aromatisiert in kleinen, küchenüblichen Mengen Kaffee, Marmeladen und Süßspeisen und schenkt Käsezubereitungen sowie herzhaften Gerichten das besondere Etwas. Aus der altrömischen Küche war Weinraute nicht wegzudenken, gerne im Zusammenspiel mit Koriander. Aber auch Weinraute, Fenchel und Anis ergänzen sich ganz köstlich - haltet doch im Rezepteteil mal nach Inspirationen Ausschau!
Zum anderen ist da die Weinraute als Heilkraut. Ihre Aufgüsse, ätherischen Öle und andere Darreichungsformen sind so kraftvoll, dass sie nicht in Anfängerhände gehören. Das Potenzial der Weinraute ist immens, wer sonst hätte es im Mittelalter mit der Pest aufnehmen können? Auch bei schweren Lungenkrankheiten und als Gegengift bei Schlangen- und Skorpionbissen wurde Ruta graveolens zu Hilfe geholt. Heute scheinen vor allem die heilenden Eigenschaften bei entzündlichen Krankheiten des Bewegungsapparates ("Ruta-Salbe" gibt es in Apotheken) sowie zur Stärkung des Immunsystems wissenschaftlich gesichert.
Achtung bedarf es bei zweierlei Umständen:
Schwangerschaft und Sonne.
Weinraute darf keinesfalls in der Schwangerschaft eingenommen werden! (Im Mittelalter wurde sie heimlich zur Abtreibung eingesetzt und soll sogar in Käfigen angebaut worden sein um sie vor Diebstahl durch Jungfrauen zu schützen.) Auch Kinder sollten sie nicht konsumieren.
Außerdem sucht die Weinrautenpflanze zwar das Licht, dieses Paar ist jedoch nichts für die Haut: Hautkontakt mit den Blättern der Weinraute kann zu schweren Hautreizungen führen, wenn die Haut gleichzeitig oder unmittelbar danach mit Sonnenlicht in Berührung kommt.
Bei der achtsamen Verwendung als Küchenkraut müsst Ihr Euch jedoch keine Sorgen machen, ebensowenig wie beim Einpacken in Euer Gemüsekörbchen. Der berühmte Ausspruch "die Dosis macht das Gift", hat hier auf jeden Fall Gültigkeit.
Es wäre doch auch zu schade, ein so interessantes Kraut nicht für die eigene Küche wieder zu entdecken, oder?
wer Wermut nur als Bestandteil von Absinth kennt, der wird diesem kraftvollen Aromakraut aus heimischen Gefilden nicht gerecht. Artemisia absinthum, sein lateinischer Name, trägt den Absinth in sich, und verrät gleichzeitig, dass Wermut der gleichen höchst potenten Pflanzengattung angehört wie der Gemeine Beifuß.
Es reihen sich viele Mythen um den Wermut, so soll er einerseits Hexen und Dämonen vertreiben, andererseits wurde er der griechischen Göttin Artemis geweiht und in Ägypten für Liebeszauber verwendet.
Vielleicht geht der berühmte Wermutstropfen auf die Bibel zurück, wo er als "Quelle der Bitterkeit" Wasser ungenießbar machte. Gerade die Bitterstoffe sind es jedoch, die - kommen sie in Maßen zum Einsatz und nicht in Massen vom Himmel - von denen wir heute wissen, dass sie unserer Gesundheit zuträglich sind.
So hilft Wermut nachweislich bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl. Blähungen, regt die Leberfunktion an und wirkt krampflösend im Bereich von Darm und Galle. Auch zur Förderung der Menstruation und gegen Kopfschmerzen ist Wermut als Kraut gewachsen. Ob er wohl im Englischen "wormwood" heißt, weil er auch Mäuse und Motten vertreiben soll?
Die Dosis macht das Gift, wieder einmal, und sorgt dafür, dass Wermut bis heute ein gefährlich-nebeliges Image umgibt. In einigen europäischen Ländern war er sogar zeitweise verboten. Bei genauerem Hinschauen ist es der hohe Gehalt an Thujonen im ätherischen Öl (diese befinden sich übrigens auch in den ätherischen Ölen von Salbei, Beifuß und Thymian). Da das ätherische Öl jedoch nicht innerlich verwendet wird, bestehen keinerlei Risiken, nur die genannten Vorteile, z.B. bei der Bereitung eines Tees (vom Wermut finden die Zweigspitzen mit ihren feinhaarigen Blättern und die Blüten Verwendung in Tees und Auszügen).
Dazu einfach die blühenden Zweigspitzen mit kochendem Wasser übergießen und mindestens zehn Minuten ziehen lassen. Auf die Gesundheit! Der bittere Geschmack bleibt dabei der einzige Wermutstropfen in diesem wundervollen heilsamen Portfolio des Wermutkrautes.
Yauthli ist ein Würzkraut aus der Familie der Tagetes. Deren Name geht auf den etruskischen Halbgott Tages zurück, der aus einer Ackerfurche entsprungen sein soll. Es gibt über 50 wilde Arten, die ursprünglich aus den heiß-trockenen Gebieten Südamerikas stammen, jedoch bereits seit über 400 Jahren auch in Mitteleuropa zu finden sind. Hier werden sie gerne zwischen Nutzpflanzen gesetzt, da sie Schädlinge fernhalten. Unsere Tagetes lucida ist ein aztekisches Würz- und Heilkraut, dessen Aroma an Anis und Waldmeister erinnert - nur um ein Vielfaches intensiver! Eine schaurige Geschichte über das heiligste aller aztekischen Kräuter besagt, dass strahlend gelbes Yauthli-Pulver Menschenopfern vor ihrem Weg ins Feuer ins Gesicht geblasen wurde. Vielleicht kam auch hier der Gedanke der Unsterblichkeit zum Tragen? Allgemein freundlicher jedenfalls ist Yauthlis Heilwirkung gegen Erkältungen, Koliken, Malaria und Schlangenbisse. Uns gefällt folgender Einsatz am besten: Yauthli verfeinert seit jeher das traditionelle Kakao-Getränk, das die Azteken "Cacauatl" nennen und das die spirituelle Szene der Neuzeit in Form von Kakao-Ritualen (zurück)erobert.
Yuathlis sonnige Blüte ist auch das Symbol des "Dia de los Muertos", des Tages der Toten. Die Vorbereitungen dieses vielleicht wichtigsten mexikanischen Feiertages beginnen Mitte Oktober und enden in einer Zeremonie, die vom Vorabend von Allerheiligen am 31.10. bis zu Allerseelen am 2.11. andauert. Die UNESCO erklärte das Brauchtum zum "Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit", dessen bunte, blumengeschmückte Totenschädel mittlerweile auch ihren Weg zu uns gefunden haben. Zentrales Element dieses Schmuckes ist Yauthli, Tagetes lucida. Yauthli taucht die Gräber in sonniges Orange, aromatisiert mit seinem Waldmeister-Estragon-Aroma Kakao, schenkt sämtlichen Speisen, süß wie deftig, einen Hauch mexikanische Sonne, und bringt, als Tee getrunken, Entspannung und Ausgelassenheit in unsere Herzen. Doch was wäre ein mystisches Heilkraut ohne ein wenig Zauberei?
Die Gewürztagetes soll der magische Schlüssel in die Anderwelt sein. Indem sie das Traumgedächtnis und die Intensität unserer Träume stärkt, empfangen und erinnern wir so Nachrichten unserer Ahnen, die übrigens absolut nichts mit kettenrasselnden Geisterfiguren zu tun haben, wie uns anderes modernes Brauchtum gerne weismachen möchte. Nein, die Ahnen der alten Kulturen sind stets weise, hilfsbereit und sehr daran interessiert, uns auf den richtigen Weg zu führen. Uns sind sie definitiv lieber, als Halloween-Plastik-Fratzen. Was meint Ihr? Habt Ihr Lust, sie mit einem leckeren Yauthli-Kakao einzuladen?
So können wir Yauthli genießen - völlig undramatisch, aber umso köstlicher:
Entspannender Yauthli-Tee
Leicht angewelkte oder getrocknete Yauthli Blüten (ca. 3-4 gehäufte TL pro Liter) mit kochendem Wasser übergießen und ca. 20 min ziehen lassen.
Kakao mit Yauthli
Rohkakaopulver (gibt's im Bioladen) je nach Geschmack gemeinsam mit einer Prise Yauthli, Zimt, Vanille und/oder Chili sowie Süßungsmitteln nach Wahl mit Wasser oder Hafermilch erwärmen (nicht kochen - das würde die vielen wertvollen und gesundheitsfördernden Eigenschaften des rohen Kakao zerstören!) und genießen. Enthält Koffein.
Yauthli-Wackelpudding
Für Wackelpudding á la Waldmeister, nur mit mehr Wow: Zwei Handvoll leicht angewelkte Yauhtliblätter klein hacken, mit 500ml Wasser aufkochen, 30 Minuten ziehen lassen und abseihen. Nach Geschmack mit Zucker und Zitrone abrunden. Sechs Blatt Gelatine in kaltem Wasser einweichen, ausdrücken und im nicht mehr kochend heißen Yauthli-Tee auflösen. Für die pflanzliche Variante Agar-Agar nach Packungsanweisung verwenden. In entsprechende Schalen füllen und mindestens zwei Stunden, am besten jedoch über Nacht, im Kühlschrank fest werden lassen.
Estragon-Ersatz
Dazu einfach das Yauthli-Grün wie Estragon in der Küche verwenden.
Die Zistrose ist nicht nur wunderschön, sondern, z.B. als Tee getrunken, auch kraftvoll heilend bei sämtlichen Infektionen. Ihr wird ein ungewöhnlicher physikalischer Wirkmechanismus zugesprochen, der Grund für diese effektive Heilwirkung sein soll. Mit einem kräftigen Aufguss kann bei Entzündungen im Mund-Rachenraum auch gegurgelt werden.
Ein regulär aufgebrühter Tee aus Zistrosenblättern ist wohltuend bei Durchfall, grippalen Infekten und gegen Candida (eine der häufigsten Pilzinfektionen) sowie Aphten. Bei Hautproblemen ist auch eine Auflage der Blätter auf die betroffenen Stellen hilfreich, denn ihr Harz, das sog. Labdanum, beschleunigt die Wundheilung.